Die Erleichterung war auch dem Sportlichen Leiter Andreas Winkler anzumerken. Genau wie Trainer Jan Siewert und der Rest der Handlungsträger stand der ehemalige Jugendleiter im Zentrum der Fankritik. Auf der Westtribüne hing ein Transparent mit der Aufschrift "Harttgen war schon nicht ok, Winkler tut jetzt richtig weh!" Wir sprachen nach dem 1:0-Sieg gegen die Ostwestfalen mit dem Ex-Profi über die Proteste, die Leistung gegen Verl und die Gründe für die zuvor schwachen Resultate.
Andreas Winkler, im elften Anlauf gab es in der Liga wieder einen Sieg. Wie groß ist die Erleichterung darüber? Ich freue mich in erster Linie für die Mannschaft und die Trainer. Sie werfen jeden Tag alles rein für den Verein. Es ist schön, dass unser Team das nun auch auf dem Rasen des Stadions zeigen konnte. Das haben sie schon öfter getan, aber nun stimmte endlich auch das Ergebnis. Das stellt natürlich auch uns Verantwortliche sehr zufrieden.
Die Mannschaft hat häufig andeuten lassen, dass die Qualität deutlich höher ist, als es der Tabellenstand vermuten lässt. Glauben Sie, dass es nach diesem Erfolgserlebnis nun endlich rund läuft? Vor einigen Tagen hat ein angesehener Psychologe, den ich eher zufällig traf, zu mir gesagt: 'es ist halt so.' Manche Dinge im Leben sind eben nicht nachvollziehbar. Ich werde nun auch keine Erklärungen mehr über die letzten Spiele abgeben. Mein Fokus richtete sich schon nach dem Abpfiff auf die Partie in Köln. Wenn die Mannschaft weiterhin so engagiert auftritt, mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Gegen Verl waren wir von Beginn an konzentriert. Leider haben wir es verpasst, das Spiel eher zu entscheiden. Dieses Mal haben wir aber kein spätes Gegentor gefangen. Das hat sich die Mannschaft verdient.
Wer bei diesem Spiel nicht ins Stadion gekommen ist, soll vielleicht auch wegbleiben, wenn es irgendwann wieder sportlich nach oben geht.
Andreas Winkler
Wie wichtig war es für die Mannschaft, dass der Großteil der Zuschauer auf den Boykott verzichtet hat? Ich glaube es waren genug Leute im Stadion, die die Situation einschätzen können. Die Leute merken, dass die Mannschaft da ist, auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht gestimmt haben. Natürlich war die Unterstützung wichtig für das Team. Wer bei diesem Spiel nicht ins Stadion gekommen ist, soll vielleicht auch wegbleiben, wenn es irgendwann wieder sportlich nach oben geht.
Auch Sie persönlich wurden vor dem Spiel in der Öffentlichkeit scharf kritisiert. Die Spruchbänder auf der Westtribüne richteten sich unter anderem gegen Sie. Wie sind Sie damit umgegangen? Die Dinge, die im Internet in diversen Foren stehen, lese ich mir grundsätzlich nicht durch. Das bringt mir überhaupt nichts. Mit der Presse beschäftige ich mich, das ist auch meine Pflicht. Die Spruchbänder habe ich zur Kenntnis genommen. Das sind vermutlich dieselben, die auch im Internet Grenzen überschreiten. Zu meiner aktiven Zeit in Essen wurden wir auch beschimpft und sogar mal bespuckt, aber wir wurden nie bedroht. Das ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Fakt ist aber, dass dies nur einen kleinen Teil unserer Fans betrifft. Es waren viele Leute auf der Tribüne, die unsere Mannschaft unterstützt haben. Über die wenigen anderen möchte ich mir keine Gedanken machen.